Nachdem ich mich über die Kapuzinergruft von Palermo übersichtsweise belesen habe, weiß ich, daß hinter dem guten Erhaltungszustand der dort beigesetzten Leichen, neben dem von Natur aus günstigen Klima auch künstliche Mumifizierungsmaßnahmen stecken.
Kurz zusammengefasst lief dieser Prozess folgendermaßen ab:
Die Toten wurden auf bestimmte Weise eine Zeit lang getrocknet. Das vor Ort vorhandene Tuffgestein, spielte dabei eine wesentliche Rolle. Anschließend wusch man die Trockenmumien mit Essig, kleidete sie standesgemäß an und brachte sie in die Katakomben, wo sie an "ihren" Platz aufgebahrt, aufgehängt oder aufgestellt wurden.
Dort konnten die Verstorbenen von ihren Angehörigen besucht werden. Es war auch nicht unüblich, die Überreste von Zeit zu Zeit neu einzukleiden, was den guten Zustand der Kleider erklärt, der mir beim Anscheuen der Bilder sofort aufgefallen war.
Es muß sicher nicht extra erwähnt werden, daß dieser Aufwand nur Geistlichen und gut betuchten Bürgern vorbehalten war.
Wer mehr darüber wissen will findet natürlich bei Wikipedia oder auf anderen Seiten und in Büchern über diese Gruft ausführlichere Informationen.
Aus wissenschaftlicher Sicht, Für Anthropologen zum Beispiel, muß diese Gruft eine wahre Schatzkammer sein.
Was mich allerdings beschäftigt ist, weshalb Menschen das Bedürfnis entwickeln, ihren verblichenen Lieben beim Verwesen zuzusehen. Denn trotz aller Bemühungen ist der natürliche Verfallsprozess ja nicht gestoppt, zumal auch schon Trockenmumien eigentlich nicht mehr viel mit den lebendigen Menschen zu tun haben, die sie einmal gewesen sind.
Ein gewisses Interesse an den biologischen Prozessen zu haben, die sich mit dem menschlichen Körper vollziehen, ist eine Sache, wenn es sich dabei um Tote handelt, die man zu Lebzeiten nicht selbst gekannt hat.
Den Verfall der Überreste von Menschen zu beobachten, die einmal geliebte Angehörige waren, ist dagegen etwas völlig Anderes.
Ein gewisser General Mario Lombardo wollte sogar 1920 dem Verfall ganz und gar trotzen. Als nämlich seine zweijährige Tochter Rosalia an der spanischen Grippe starb, konnte er sich nicht mit dem Verlust abfinden und beauftragte den als "Meister der Mumien" berühmt gewordenen Chemiker Alfredo Salafia mit der Einbalsamierung des toten Kindes.
Der beherrschte sein Handwerk derart gut, daß der Körper sich bis heute nahezu unversehrt und sogar sehr lebensnah erhalten hat und heute sogar als die schönste Mumie der Welt gilt.
Erst Anfang diesen Jahres kam ein junger Anthropologe hinter das Geheimnis von Salafias Kunst, wie hier nachzulesen ist.
7 comments:
Ich muß ja sagen, daß ich schon als Kind sehr gern Mumien angeschaut habe (und auch viele, viele gesehen hab). Hat schon irgendwas Fazinierendes.
Die Kindermumie hab ich neulich gerade irgendwo gesehen und war echt erstaunt, wie gut die noch aussah.
Ich wollte aber eigentlich nur sagen, daß ich´s lustig finde, daß Mumien plötzlich Thema sind. Gibt eben doch ein kollektives Bewußtsein *ggg* Meine kleine Mumie, die ich gerade gemalt habe, ist übrigens auch schon länger geplant, und seitdem laufen mir irgendwie dauernd Mumienbeiträge und Metamorphosen über den Weg ...
XD
Ja, ich mußte auch grinsen, als ich Dein Mumienbild gestern gesehen habe.
Die eingewickelten ägyptischen Mumien wie verpuppte Raupen zu betrachten ist mir noch nie in den Sinn gekommen, aber das ist mal ein ganz anderer Blickwinkel. Am Ende hatten die Ägypter da auch sowas Ähnliches im Sinn?
Keine Ahnung, ich weiß zu wenig darüber.
Als ich zunächst nur die Bilder sah, ohne darüber gelesen zu haben, war ich auch mächtig erstaunt über den guten Erhaltungszustand.
Aber schließlich gibt es ja auch sehr gut erhaltene natürliche Mumien. Nehmen wie zum Beispiel Ritter Kahlbutz oder Aurora von Königsmarck (die gewissermaßen die Hausmumie meiner Heimatstadt ist *ggg*)
Ich sollte mal öfter reinschauen *hüstel*
Mir ist das bisher eigentlich auch noch nicht in den Sinn gekommen, Mumien in der Metamorphose zum Schmetterling zu betrachten *ggg* Es kam sozusagen ... einfach so daher. Und dann hat es sich zu ner Art Flitz gesteigert. Daß sie für ein anderes Leben vorbereitet werden, ist ja bekannt. Aber vielleicht hat man das zu spirituell gesehen? Könnte ja auch was ganz anderes hinterstecken. Nur mal ein wenig "rumjongliert".
Das stimmt schon, was den Erhaltungszustand von Mumien betrifft. Wenn ich daran denke, wie alt die teilweise sind (bspw. in Brno so um die 500 Jahre und andere natürlich sehr viel älter), sind sie immer noch gut in Schuß. Aber diese Kindermumie ist schon einzigartig. Ich meine, die sieht doch wirklich total echt aus, wie ein Püppchen. Nur ein bißchen Grau. Nun weiß ich ja nicht, wie ihr Zustand in 200 Jahren ist, aber bisher hat sie wenig Zersetzungstendenzen gezeigt.
:-)
Ich war unterwegs und kam deshalb auch jetzt erst dazu hier wieder reinzuschauen.
Ich habe ja noch die Mumiengeschichte von Aurora in petto. Mal sehen, ob ich sie noch vor Deiner Abreise nach K. online stelle.
Wenn nicht erzähle ich sie Dir, wenn wir uns treffen. ;-)
Das dürfte dann auch die Drachenfrau interessieren. Schließlich können wir nicht nur über Gartenzeugs palavern. *ggg*
Ich warte gespannt auf Aurora. Aber notfalls kann das bis K. warten. Geht doch nix über ein köstliches Essen, bei dem über so faszinierende Dinge wie Mumien gesprochen wird. Das macht alles gleich noch viel beschwingter *ggg*
Und bevor mein Mund in Sachen Pflanzen- und Gartenfanatismus versiegelt sein muß ... die Duftresede blüht wie verrückt. Die duftet ja so gut! Hatte ich schon ganz vergessen. Und auch der Muskatellersalber macht sich wie blöde. XD
Ich meinte Muskatellersalbei, nicht Salber. Siehste, das kommt davon, wenn man versucht, noch hektisch einige Worte niederzuschreiben, bevor man von der Drachenfrau mit einem strengen Blick bedacht wird ... hehe.
"Salber" passt aber auch. Schließlich kommt das Wort Salbei von "salben". ;-)
Ach jetzt haben wir olle Aurora über all die anderen spannenden Themen, die es zu erörtern galt, völlig vergessen.
Na gut, dann hab ich eben einen guten Grund die hier doch noch reinzuschreiben.
:-)
Post a Comment