Friday 6 February 2009

Auf den Spuren der Kriminalliteratur -1

Edgar Allan Poe gilt als Vater der Kriminalliteratur.
Nachdem ich jetzt "Der Doppelmord in der Rue Morgue" zu Ende gelesen habe (ich kannte die Geschichte aus meiner Schulzeit, konnte mich aber nicht mehr gut daran erinnern) ist mir klar, was damit gemeint ist.
Zu vielen Figuren und Grundideen anderer Krimiautoren gibt es deutliche Parallelen:

Poes Detektiv ist C. Auguste Dupin. Die Geschichte wird von Dupins Freund erzählt. Die beiden wohnen zusammen, genauso wie später Conan Doyles Shelock Holmes mit Dr. Watson zusammenlebt und auch Agatha Christies Hercule Poirot mit Captain Hastings. Sowohl Hastings, als auch Dr. Watson sind für ihren genialen Freund gleichzeitig Mitarbeiter als auch eine Art Biograph.

Bei Poirot ist das zumindest teilweise der Fall. Er muß längere Zeitspannen ohne seinen Freund auskommen und Fälle alleine lösen, weil Hastings auf seiner Farm in Südamerika beschäftigt ist. Es gibt Poirot-Krimis, die von Hastings erzählt werden, solche, in denen andere Personen die Rolle des Ich-Erzählers einnehmen (in mindestens einem Roman stellt sich der Ich-Erzähler überraschenderweise sogar als der Mörder heraus) und es gibt solche, die in der dritten Person erzählt werden.
Die in Ich-Form erzählten Geschichten und Romane gefallen mir persönlich besonders gut, weil die Erzähler darin viele der von ihnen beobachteten kleinen und großen Eigenheiten Poirots beschreiben.
Genauso beschreibt der Erzähler in Poe`s Geschichten die Figur des Dupin, genauso, wie man sie als Mitmensch selbst erleben könnte.

Dupin wird als schrulliger, exzentrischer Mensch mit ausgezeichneter Beobachtungsgabe, einem hervorragenden Gedächtnis und einem scharfen, überaus systematisch funktionierenden, analytischen Verstand beschrieben.
Er ist Jemand, der oft Dinge tut, die für Außenstehende seltsam oder verrückt erscheinen, deren Sinn sich aber später offenbart, - zumindest wenn es den Fall betrifft.
Denn was das Privatleben angeht, so hat er, genauso wie seine detektivischen "Nachfahren" echte Schrullen aufzubieten.
Was Dupins Vorliebe für die Dunkelheit ist, ist Poirots beinahe zwanghafte Ordnungsliebe.
Und was Sherlock Holmes betrifft, ja da klafft bei mir leider eine Lücke. Ich kenne zwar die alten Sherlock-Holmes Filme mit Basil Rathbone als Holmes, aber ich habe, soweit ich mich erinnern kann, noch nie eine Holmes-Geschichte gelesen. Daher weiß ich nicht, was in den Filmen vorlagengetreu wiedergegeben und was verändert wurde. Dupin soll in den Holmes-Geschichten sogar erwähnt werden, bzw. sprechen Holmes und Dr. Watson über Poes Kriminalgeschichten.
Das muß ich unbedingt genauer wissen. Ich werde mir den literarischen Holmes gelegentlich vorknöpfen, aber vorerst beleibt mir nichts anderes übrig, als mich aus zweiter Hand zu bedienen.
Eine von Holmes`Macken, die in den alten Filmen, soweit ich weiß, unterschlagen wird, ist sein Drogenkonsum. Holmes ist nicht nur ein starker Raucher, gelegentlich, z.B. wenn ihm langweilig ist, verschafft er sich auch mit Kokain und Morphium Ablenkung.
Überhaupt ist das ein Aspekt, in welchem mir Rathbones Film- Holmes zu glatt vorkommt. Hier wird Holmes fast wie eine Maschine, ohne menschliche Züge dargestellt, was die Figur etwas unglaubwürdig erscheinen lässt.
Von einem derartigen Genie mit unfehlbarem Verstand erwartet man, daß er auch Schattenseiten hat.
Meinem Bild von diesem Holmes wird da eine neuere Verfilmung schon eher gerecht.
Die Geschichte basiert wohl nicht auf einer Original-Vorlage von Conan-Doyle, ist aber deswegen nicht weniger spannend.
Der Film heißt "Der Seidenstrumpfmörder"
Holmes wird hier brilliant von Rupert Everett verkörpert.
Neben der intelligenten Persönlichkeit mit den beinahe übermenschlichen geistigen Fähigkeiten wird ein Mann beschrieben, der sich, wenn er gerade nichts zu tun hat, in Opiumhöhlen herumtreibt, der Morphium spritzt und viel zuwenig isst. Dr. Watson (auch sehr gut gespielt von Ian Hart) ist der deutlich bodenständigere von beiden. Er versucht seinen Freund dazu zu bewegen ein ordentliches Frühstück zu sich zu nehmen und ihm Ablenkung zu verschaffen, indem er ihn mit interessanten Fällen versorgt.

Es gibt auch noch eine weitere,. sehr sehenswerte Verfilmung von 1976 die da heißt "Kein Koks für Sherlock Holmes" oder " The Seven-Percent-Solution - Sherlock Holmes meets Sigmund Freud" .
Darin wird die Figur des Holmes einmal in völlig anderem Licht dargestellt. Der Anteil des genialen Detektives tritt deutlich in den Hintergrund, während Holmes in erster Linie als gebrochener Mann am Ende einer Drogenkarriere gezeigt wird.
Der treue Dr. Watson macht sich ernsthaft Sorgen um das Leben seines Freundes und entwickelt einen ausgeklügelten Plan, der Holmes dazu bewegt den berühmten Psychiater Dr. Freud in Wien aufzusuchen, der, davon ist Watson überzeugt, der Einzige ist, der seinem Freund noch helfen kann.
Hier erfahren wir etwas über die familiären Hintergründe und die dunkle Vergangenheit des Genies, wie auch die Wahrheit über den berüchtigten Professor Moriarty. (Schuld war der Mathematiklehrer ;-D)
Und selbstverständlich gibt es ganz unverhofft auch einen Fall für Holmes zu lösen.

-Fortsetzung folgt-

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